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Tierbilder im Prozeß gesellschaftlicher Differenzierung
pp. 185-221
Abstract
In seinen "Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte" kommt Georg W. F. Hegel einmal auf einen Sachverhalt zu sprechen, den man in einem geschichtsphilosophischen Kontext kaum vermutet — das "Fremdartige" der Tiere: "Auch uns, wenn wir das Leben und Tun der Tiere betrachten, setzt ihr Instinkt, ihre zweckmäßige Tätigkeit, Unruhe, Beweglichkeit und Lebhaftigkeit in Verwunderung; denn sie sind höchst regsam und sehr gescheit für ihre Lebenszwecke und zugleich stumm und verschlossen. Man weiß nicht, was in diesen Bestien steckt, und kann ihnen nicht trauen. Ein schwarzer Kater mit seinen glühenden Augen und bald schleichender Bewegung, bald raschen Sprüngen galt sonst als die Gegenwart eines bösen Wesens, als ein unverstandenes, sich verschließendes Gespenst, dagegen der Hund, der Kanarienvogel als ein freundlich sympathisierendes Leben erscheint. Die Tiere sind in der Tat das Unbegreifliche; es kann sich ein Mensch nicht in eine Hundsnatur, soviel er sonst Ähnlichkeit mit ihm haben möchte, hin- einphantasieren oder vorstellen, es bleibt ihm ein schlechthin Fremdartiges."2
Publication details
Published in:
Wiedenmann Rainer E. (1997) Ambivalenz: Studien zum kulturtheoretischen und empirischen Gehalt einer Kategorie der Erschließung des Unbestimmten. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Pages: 185-221
DOI: 10.1007/978-3-322-91433-0_9
Full citation:
Wiedenmann Rainer E. (1997) „Tierbilder im Prozeß gesellschaftlicher Differenzierung“, In: R. E. Wiedenmann (Hrsg.), Ambivalenz, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 185–221.