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Spiegel-Erkenntnis
pp. 83-107
Abstract
Das über Jahrzehnte meinungsbildende deutsche Politmagazin heißt trotz seines Aufklärungsanspruchs ganz mittelalterlich: "Spiegel" wie "Speculum", ein Lieblingstitel lateinischer Traktate, Handbücher und Moralisierungen.1 Die emblematische Spiegelmetapher assoziiert die Wahrheit wie ein anderer Zeitungsname unserer Tage: "Prawda". Da soll es keine Doppeldeutigkeiten geben, höchstens Widerspiegelungstheorien, aber das sind modern-mechanistische Abstrahlungsvorstellungen, keine Erkenntnisphänomene im Sinne ontischer Wesensschauen, wie das im Mittelalter der Fall war, auch und gerade beim Spiegel. Doch genau deshalb ist er damals, anders als in der frühmodernen Physik, ein Ambivalenzreflektor gewesen.
Publication details
Published in:
Wiedenmann Rainer E. (1997) Ambivalenz: Studien zum kulturtheoretischen und empirischen Gehalt einer Kategorie der Erschließung des Unbestimmten. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Pages: 83-107
DOI: 10.1007/978-3-322-91433-0_4
Full citation:
Brückner Wolfgang (1997) „Spiegel-Erkenntnis“, In: R. E. Wiedenmann (Hrsg.), Ambivalenz, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 83–107.