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Zeit sozialer Systeme
pp. 145-235
Abstract
Eine Theorieanlage, die an den bisherigen Befunden ansetzen kann, muß mit gewohnten Techniken brechen. Sie muß den operativen Aspekt der Konstitution von Zeit gegenüber einer ontologischen Bestimmung von Zeit zur Geltung bringen. Sie kann weder auf einer rein subjektorientierten Begrifflichkeit aufbauen noch das Soziale als Entität sui generis behandeln, ohne den "materialen Unterbau" in Form von Bewußtsein miteinzubeziehen. Sie muß, um die andeutungsweise herausgearbeitete kategoriale Verschiedenheit sozialer und bewußtseinsmäßiger Zeitoperationen in den Blick zu bekommen, von Identität auf Differenz umstellen. Und sie kann nicht vom Ganzen der Welt ausgehen, deren Teile gemeinsam an der Konstitution dieses Ganzen beteiligt sind und damit in einem holistischen Prinzip "Welt" vereinigt werden müßten. Zumindest der Anspruch, eine Differenz psychischer und sozialer Zeit, kombiniert mit einer operativen Konstitutionstheorie der Zeit, zu formulieren, schließt einen solchen Rekurs aufs Ganze aus. Denn andernfalls könnte eine operative Theorie der Zeit nicht aufrechterhalten werden, würde doch der Gedanke von Teil und Ganzem implizieren, die Teile hätten an einer universalen Zeit teil, die immer schon abläuft.
Publication details
Published in:
Nassehi Armin (2008) Die Zeit der Gesellschaft: auf dem Weg zu einer soziologischen Theorie der Zeit, 2nd edn.. Dordrecht, Springer.
Pages: 145-235
DOI: 10.1007/978-3-531-91099-4_5
Full citation:
Nassehi Armin (2008) Zeit sozialer Systeme, In: Die Zeit der Gesellschaft, Dordrecht, Springer, 145–235.