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Handeln im Netzwerk
Zur Problemstellung der Soziologie
pp. 233-255
Abstract
"No Action Required" war die Antwort des Schauspielers Robert Mitchum auf die Frage, was die Buchstaben "NAR" zu bedeuten haben, mit denen er in den Drehbüchern seiner Filme die Stellen für seine Auftritte markiert hatte. In der Tat ist Mitchum berühmt für eine Art der Präsenz, die Ereignissen dabei hilft, sich zu sortieren, ohne dass der Held dabei eine dramatische Rolle spielt. Mitchum provoziert, indem er nichts tut. Die Maxime "NAR" bringt einen Beobachter ins Spiel, der darauf zählt, seinerseits beobachtet zu werden. In Filmen wie "The Night of the Hunters" (Regie: Charles Laughton, USA 1955) oder "Farewell, My Lovely" (Regie: Dick Richards, USA 1975) handeln der von Mitchum dargestellte böse Priester Harry Powell (auf dessen Fingergliedern der rechten Hand steht "L-O-V-E", der linken Hand "H-A-T-E") beziehungsweise der Privatdetektiv Philip Marlowe, indem sie nicht handeln. Indem der Held sie darstellt und aushält, ist er die bestimmte Unbestimmtheit einer Situation, die allen anderen klarmacht, dass es auf ihr Handeln ankommt, obwohl und weil sie kaum noch eine Wahl haben.
Publication details
Published in:
Arendt Fuhse Jan, Mützel Sophie (2010) Relationale soziologie: zur kulturellen Wende der Netzwerkforschung. Dordrecht, Springer.
Pages: 233-255
DOI: 10.1007/978-3-531-92402-1_11
Full citation:
Baecker Dirk (2010) „Handeln im Netzwerk: Zur Problemstellung der Soziologie“, In: J. Arendt Fuhse & S. Mützel (Hrsg.), Relationale soziologie, Dordrecht, Springer, 233–255.