Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

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149600

Die Funktionsgegenwart als "absolutes Faktum"

Klaus Held

pp. 146-150

Abstract

Das transzendentale Ich kann die eigene Funktionsgenwart darum nicht erblicken und erfassen, weil es selbst diese Gegenwart niemals zum Gegenüber hat, sondern stehend und bleibend selbst die Gegenwart des "Ich fungiere" ist. Das Ich nimmt nur dann — im weitesten Sinne — etwas wahr, wenn es einen "Blickstrahl" aus sich, aus der Funktionsgegenwart herausschickt; es muß ontifizieren bzw. objektivieren; es ist auf Begegnenlassen von Transzendentem irgendwelcher Art angewiesen, wenn es überhaupt fungieren will. Dies gilt sogar und überdies ursprünglich für die Selbstgewalirung, die immer schon "überbrückter Abstand"1 ist. Die Funktionsgegenwart kann darum nicht wahrgenommen werden. Dennoch ist das Ich der eigenen Gegenwart auf eine im strengen Sinne unaussprechliche Weise inne. Es "weiß um" das "Da" seines ichlichen Fungierens. Dieses "Da" ist keine Gegebenheit im Sinne eines zeitlich oder allzeitlich konstituierten Gegenüber, und doch ist es eine "Gegebenheit", ein "Gemeintes" in allerweitestem Sinne, — wenn auch von unaufhebbarer er-f ahrungsmäßiger Unbekanntheit. Das nunc stans als solchermaßen anonymes, als eine "Gegebenheit", von der nicht einmal die Gegebenheitsweise bekannt ist, soll im folgenden,,Faktum" heißen. Wie bisher dargelegt wurde, versteht die Phänomenologie alles, worüber überhaupt nur sinnvoll geredet werden kann, als "Gegenstand" im weitesten Sinne, d.h. als transzendentes Korrelat einer identifizierenden Intentionalhabe irgendwelcher Art; weiterhin ergab sich die umfassende Unterteilung dieser Gegenstände in zeitlich oder allzeitlich konstituierte. Das Faktum der vorzeitlichen zeitigenden Funktionsgegenwart nun geht jeder "Erfahrung" eines irgendwie gezeitigten Gegenstandes voraus.

Publication details

Published in:

Held Klaus (1966) Lebendige Gegenwart: Die Frage nach der Seinsweise des Transzendentalen Ich bei Edmund Husserl, Entwickelt am Leitfaden der Zeitproblematik. Den Haag, Nijhoff.

Pages: 146-150

DOI: 10.1007/978-94-017-2059-5_14

Full citation:

Held Klaus (1966) Die Funktionsgegenwart als "absolutes Faktum", In: Lebendige Gegenwart, Den Haag, Nijhoff, 146–150.