Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

222089

Zur Entstehung des neuzeitlichen Zeitbegriffs

Telesio, Patrizi, Gassendi

Karl Schuhmann

pp. 73-98

Abstract

»Raum und Zeit« — dem Naturwissenschaftler ist dieses Begriffspaar seit Newton, dem Philosophen seit Kant wohlvertraut; als »Raumzeit« zählt es noch zum Inventar der Relativitätstheorie. Wie so vieles, hat auch die Zusammenstellung dieser beiden Begriffe ihre antiken Vorläufer. Von Bedeutung ist vor allem das iv. Buch der aristotelischen Physik, das nacheinander den Ort, das damit verwandte Leere und dann die Zeit abgehandelt hatte. Zu nennen wären auch Sextus' Pyrrhonische Hypotyposen, deren iii. Buch im 18. Kapitel den Ort und im 19. die Zeit bespricht. Wie aber die Metamorphose des antiken Orts- zum neuzeitlichen Raumbegriff eine Leistung ist, die von der abklingenden Renaissance um 1590 anhebt, so auch die Vorbereitung der Paarung von Raum und Zeit. Als gleichgewichtige Größen treten sie dann bei den »modernen« Philosophen der übernächsten Generation auf, bei Gassendi und Hobbes, die das Erbe der Spätrenaissance antreten.1 Von diesen beiden eng befreundeten Denkern, besonders aber von Gassendi aus, verbreitet sich die Lehre von der Gleichstellung von Raum und Zeit vor allem dank Boyle und Locke in England und wird so an Newton weitergereicht.2 Vorreiter bei dieser ideengeschichtlichen Entwicklung war der Raumbegriff; der der Zeit zog stufenweise nach. Nicht umsonst spricht man ja auch heute noch von Raum und Zeit, nicht von Zeit und Raum.

Publication details

Published in:

Schuhmann Karl (2004) Selected papers on renaissance philosophy and on Thomas Hobbes, ed. Steenbakkers Piet; Leijenhorst Cees. Dordrecht, Springer.

Pages: 73-98

DOI: 10.1007/978-94-017-0485-4_4

Full citation:

Schuhmann Karl (2004) Zur Entstehung des neuzeitlichen Zeitbegriffs: Telesio, Patrizi, Gassendi, In: Selected papers on renaissance philosophy and on Thomas Hobbes, Dordrecht, Springer, 73–98.