Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

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199287

Linguistische Hermeneutik

Fritz Hermanns

pp. 179-214

Abstract

Die Beiträger Innen dieses Bandes [d.h. Linke/Ortner/Portmann-Tselikas (Hg.) (2003): Sprache und mehr — Anm. des Herausgebers] sind gebeten worden, mit Vorschlägen an der Profilierung einer wünschenswerten zukünftigen Linguistik teilzunehmen; gemeint ist vor allem die germanistische Linguistik, die Sprachgermanistik. Diese ist derzeit in mancher Hinsicht reformwürdig, das ergibt sich aus der Konstatation ihrer Defizite, wie sie der Beitrag von Ortner/Sitta (2003) aufzählt. Insgesamt versäumt es danach die Sprachgermanistik nicht nur, sich der sie umgebenden und tragenden Gesellschaft als eine für deren Fragen und Probleme einschlägige Wissenschaft zu präsentieren, sondern auch — und das ist das Entscheidende — sich selbst, so gut sie kann, dazu zu machen. Insbesondere sträubt sie sich oft geradezu dagegen, für andere Wissenschaften und für die Gesellschaft nützlich sein zu sollen, d.h. "angewandt" zu werden (Antos 2003). Zu den so benannten Defiziten soll hier hinzugefügt werden, dass die Linguistik, wie sie heute ist und sich selbst darstellt, einen ihrer großen Trümpfe, eine ihrer stärksten Karten, noch so gut wie gar nicht ausspielt. Nämlich, dass sie — und zwar essenziell — Verstehenswissenschaft ist: Hermeneutik. Der Sinn dieses Beitrags ist es, darauf hinzuweisen, dass dies in der Tat der Fall ist, sowie dafür zu plädieren, dass Sprachgermanistinnen und-germanisten sich verstärkt bemühen sollten, bei der Selbstdarstellung ihres Faches darauf hinzuwirken, dass die Linguistik nicht mehr kontrafaktisch wahrgenommen werden kann als eine Linguistik, die zu Fragen und Problem des Verstehens nichts zu sagen hat, d. h. als Linguistik ohne Hermeneutik und daher als Linguistik ohne Belang für die Hermeneutik.

Publication details

Published in:

Felder Ekkehard (2009) Sprache. Dordrecht, Springer.

Pages: 179-214

DOI: 10.1007/978-3-642-00342-4_7

Full citation:

Hermanns Fritz (2009) „Linguistische Hermeneutik“, In: E. Felder (Hrsg.), Sprache, Dordrecht, Springer, 179–214.