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Die kognitive Orientierung der Psychologie seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts
pp. 145-161
Abstract
Wissenschaftshistoriker tun gut daran, sich bei ihren Analysen nicht allzu weit in die Gegenwart vorzuwagen oder gar prospektive Aussagen zu machen. Um ein ausgewogenes Urteil über Tragfähigkeit und Nachhaltigkeit wissenschaftlicher Entwicklungstrends (Theorien, methodologische Ansätze, Fragestellungen, institutionelle Formen usw.) abgeben zu können, ist ein angemessener zeitlicher Abstand erforderlich. Der Wirtschaftshistoriker J. Kuczynski schlägt mindestens "ein halbes Jahrhundert" als Distanzmaß vor (Kuczynski, 1975, 12). Allzu leicht läuft man ansonsten Gefahr, kurzlebige modische Neuerungen für bleibende Verdienste zu halten. Ferner ist zu bedenken: Aus einer angemessen weiten zeitlichen Retrospektive kann es durchaus legitim und sinnvoll sein, das, was man ‚innere Logik der Erkenntnisentwicklung" nennt, zu (re)konstruieren. Für eine prospektive Verlängerung dieser ‚inneren Logik" in die Zukunft ließe sich indes keine plausible Begründung finden, es sei denn, man würde annehmen, dass die Erkenntnisentwicklung von immer und überall gültigen Gesetzmäßigkeiten geleitet wird.
Publication details
Published in:
Eckardt Georg (2010) Kernprobleme in der Geschichte der Psychologie. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Pages: 145-161
DOI: 10.1007/978-3-531-92423-6_8
Full citation:
Eckardt Georg (2010) Die kognitive Orientierung der Psychologie seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, In: Kernprobleme in der Geschichte der Psychologie, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 145–161.