Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

223833

Zwei Paradoxien einer innovationsorientierten Wissenspolitik

Die Verknüpfung heterogenen und die Verwertung impliziten Wissens

Werner Rammert

pp. 257-286

Abstract

Im Beitrag wird die These entwickelt, dass die Ausweitung und soziale Teilung der Wissensproduktion auf Grenzen des bisherigen funktional spezialisierten Wissensregimes stoßen. Sie verändern den Charakter der gesellschaftlichen Differenzierung in der ‚Wissensgesellschaft". Es wird behauptet, dass es neben und nach den segmentären, stratifikatorischen und funktionalen Typen der Differenzierung einen vierten Typ der ‚fragmentalen Differenzierung" gibt (13.1). Die zunehmende Heterogenität und soziale Verteiltheit des Wissens für Innovation scheinen immer weniger durch die etablierten hierarchischen und sequentiellen Beziehungen zwischen Grundlagen-, angewandter Forschung und industrieller Entwicklung oder der komplementären Funktionsteilung zwischen den Disziplinen und zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Staat bewältigt zu werden. Anhand vieler Indizien aus der innovationsökonomischen, organisationssoziologischen und wissenschafts- und technikforscherischen Literatur wird gezeigt, dass ein neues Regime verteilter Wissensproduktion auf der Grundlage heterogener Innovationsnetzwerke als Antwort auf die institutionelle Paradoxie entsteht, heterogenes Wissen ohne Einschränkung von Innovativität zu verknüpfen (13.2). Daneben wird argumentiert, dass die epistemische Paradoxie der Nicht-Explizierbarkeit des Impliziten der Tendenz, alles Wissen zu explizieren und zu formalisieren, um es besser akkumulieren, steuern oder aneignen zu können, Grenzen setzt (13.3). Daher wird am Schluss – was die Förderung der Innovation betrifft – für eine qualitative Politik der balancierten Wissensdiversität anstelle einer quantitativen Politik des Wissenswachstums plädiert.

Publication details

Published in:

Rammert Werner (2016) Technik - Handeln - Wissen: Zu einer pragmatistischen Technik- und Sozialtheorie. Dordrecht, Springer.

Pages: 257-286

DOI: 10.1007/978-3-658-11773-3_13

Full citation:

Rammert Werner (2016) Zwei Paradoxien einer innovationsorientierten Wissenspolitik: Die Verknüpfung heterogenen und die Verwertung impliziten Wissens, In: Technik - Handeln - Wissen, Dordrecht, Springer, 257–286.