Von den Konzepten und Modellen des Operations Research wird üblicherweise nicht angenommen, daß sie etwas mit der Geschichte im allgemeinen oder der Rechts- und Sozialgeschichte im besonderen zu tun haben könnten. Ihr Anwendungsbereich sind die industriellen Arbeits- und Produktionsabläufe, zu deren Verbesserung sie entwickelt wurden. Sie präsentieren sich in der Sprache hochformalisierter Modelle und Computerprogramme. Sie scheinen so unhistorisch zu sein wie ein mathematischer Lehrsatz. Trotzdem soll hier die These diskutiert und an einem Beispiel erläutert werden, daß die Konzepte des Operations Research einen interessanten Beitrag zur rechts- und sozialgeschichtlichen Forschung zu liefern vermögen. Dabei wird von der Überlegung ausgegangen, daß diese Konzepte durchaus abgelöst von den industriellen Produktionsvorgängen betrachtet werden können. Ihre Formalisierung in Gestalt mathematischer Modelle ist bereits ein Schritt in dieser Richtung, auch wenn in den Annahmen solcher Modelle noch vielfach die Bindung an den Erfahrungshintergrund betrieblicher Probleme sichtbar ist. Es zeigt sich dann, daß den Modellen des Operations Research in aller Regel bestimmte Typen von Problemen zugrunde liegen, etwa Zuteilungsprobleme, die mit Hilfe des Verfahrens der Linearen Programmierung gelöst werden, Lagerhaltungsprobleme, für die Lagerhaltungsmodelle entwickelt wurden, Warteprobleme, die mittels der Warteschlangentheorie erfaßt werden, u. a.¹.