Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

222787

Maske und Existenz

Philosophische und sozialpädagogische Betrachtungen zu Person und Biographie

Eric Mührel

pp. 103-114

Abstract

Wer willst du sein? Diese Frage steht als Titel der Ausgabe der Kulturzeitschrift Du vom März 2009. Diese direkte Frage erweckt den Anschein, als gäbe es eine Wahl, sein eigenes Sein zu wählen. Aber gibt es die? Ist der Mensch diese Freiheit, die sich selbst wählt, wie es beispielsweise Jean Paul Sartre in Der Existenzialismus ist ein Humanismus (2007) beschreibt. Und kann dann die Rückschau auf das Wählen und das Leben dieser Wahl – als Existenz – in den jeweiligen Lebensumständen als Biographie eines Menschen gelten? Abgesehen von der Frage nach dem, was die Existenz des Menschen ausmacht, ist dieser radikale Gedanke der Freiheit der Wahl aus der heutigen Sicht verschiedener Möglichkeiten des Determinismus des Menschen, und damit seiner möglichen Unfreiheit, durch die Entwicklung der Lebenswissenschaften und der Informationstechnologien mehr denn je in Frage gestellt. Der Untertitel der oben genannten Ausgabe der Kulturzeitschrift Du heißt denn auch: Identität zerlegen. Wird damit nicht ein Aufschub, oder besser ausgedrückt: ein Reflex als Einschub, bezüglich der Ausgangsfrage bewirkt? Sollte sich Identität auf die Frage "Wer willst du sein?" beziehen, so bedeutet zerlegen eine Dialektik der Frage; Dialektik im ursprünglichen Verständnis eines Zerlegens oder Auseinanderlegens, um dem eigentlichen Problem der Frage, vielleicht ihrem Wesen, was eine metaphysische Komponente ins Spiel bringen könnte, aufzuspüren. Damit wird dann aber auch das Wollen und die Wahl meines Seins in Frage gestellt. Und dies mag der springende Punkt sein, der in der genannten Ausgabe der Kulturzeitschrift Du erörtert werden soll. Wie ist das mit der Wahl, sein Sein zu bestimmen? Haben wir überhaupt eine Wahl? Wie weit geht der Einfluss dieser Wahl? Können Menschen selbst bestimmen, wer sie sein wollen, oder haben sie nur die Wahl zwischen verschiedenen Masken, die sie für das Theaterstück des Lebens in ihrer privaten Sphäre sowie in der Gesellschaft aufziehen können? Modellieren sie diese Masken selbst oder sind es vorgefertigte Exemplare? Hinter all diesen Fragen steht die Frage nach dem Personsein von Menschen. Denn Person kann – hier vorläufig angedeutet – mit Bezug auf Maske oder Existenz verstanden werden. Dieser Frage nach dem Personsein gilt es, über philosophische und sozialpädagogische Betrachtungen auf den Grund zu gehen.

Publication details

Published in:

Griese Birgit (2010) Subjekt – Identität – Person?: Reflexionen zur Biographieforschung. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 103-114

DOI: 10.1007/978-3-531-92488-5_6

Full citation:

Mührel Eric (2010) „Maske und Existenz: Philosophische und sozialpädagogische Betrachtungen zu Person und Biographie“, In: B. Griese (Hrsg.), Subjekt – Identität – Person?, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 103–114.