Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

221987

Russland und Osteuropa

Stephan Merl

pp. 244-260

Abstract

Dieser Beitrag behandelt eine Region, in der ein eigentlicher Moderne-Diskurs nicht geführt, aber sehr früh versucht wurde, Vorstellungen der Aufklärung, aus denen die Moderne hervorging, in die Praxis umzusetzen. Bis in das erste Drittel des 19. Jh.s fehlte für den Diskurs die entscheidende Voraussetzung, nämlich eine hinreichend große Bildungsschicht. Bis über das Ende der Sowjetunion hinaus gab es im Russischen keinen Begriff für die ›Moderne‹. In der Literatur über Russland und Osteuropa wird der Begriff allerdings verwendet. Der Fortschrittsglaube, der bereits im ausgehenden 17. Jh. den Herrscher, im Verlauf des 19. Jh.s dann auch die entstehende Bildungselite erfasste, orientierte sich immer am Westen. Bestenfalls ging es darum — und diese Erörterung war durch Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716) von Beginn an präsent — Gebrauch vom »Privileg der Rückständigkeit« (Hildermeier 2013, 1313 – 1346) zu machen, um bei der Übernahme westlicher Institutionen aus den Erfahrungen und Fehlern der Ursprungsländer zu lernen (Griesse 2015). Auch die ›sozialistische Moderne‹ im 20. Jh., die nach 1945 ganz Osteuropa einbezog, war substantiell nichts anderes als die westliche Moderne, nur dass sie einzelne Inhalte ausgrenzte und andere stärker gewichtete.

Publication details

Published in:

Jaeger Friedrich, Knöbl Wolfgang, Schneider Ute (2015) Handbuch Moderneforschung. Stuttgart, Metzler.

Pages: 244-260

DOI: 10.1007/978-3-476-05332-9_21

Full citation:

Merl Stephan (2015) „Russland und Osteuropa“, In: F. Jaeger, W. Knöbl & U. Schneider (Hrsg.), Handbuch Moderneforschung, Stuttgart, Metzler, 244–260.