Realität und Oberfläche in Kracauers Bildtheorie
pp. 127-139
Abstract
Es war die »Hingabe des Künstlers an die Realität seiner Erscheinungen«, die es dem grünen Heinrich in der ersten Fassung von Gottfried Kellers Romans ermöglichte, aus der Aporie des unversöhnten Widerspruchs von Ideal und Wirklichkeit seiner bürgerlichen Gesellschaft zumindest zeitweise produktiv auszubrechen – wohlgemerkt: als bildender Künstler. Siegfried Kracauer hat in einer historischen Phase, die seine Freunde aus dem Kreis des Frankfurter Instituts für Sozialforschung als krisenhafte Endphase der bürgerlichen Gesellschaft bezeichneten, über die Bedingungen der Möglichkeit nachgedacht, diese zu visualisieren. Kracauers Bildphilosophie changiert zwischen Konstruktivismus und ontologischem Realismus. Das wird von Kritikern mitunter als Inkonsistenz bemängelt, aber mir erscheint es gerade als das Produktive seines medientheoretischen Ansatzes. Und zwar zunächst deshalb, weil Kracauer im Horizont der Dialektik okzidentaler Aufklärung eine Genealogie der Kritik des visuellen Realismus entwirft.
Publication details
Published in:
Schweppenhäuser Gerhard (2018) Revisionen des Realismus: zwischen Sozialporträt und Profilbild. Stuttgart, Metzler.
Pages: 127-139
DOI: 10.1007/978-3-476-04628-4_6
Full citation:
Schweppenhäuser Gerhard (2018) Realität und Oberfläche in Kracauers Bildtheorie, In: Revisionen des Realismus, Stuttgart, Metzler, 127–139.