Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

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221402

Ethos als Protest und Zeitlichkeit

Rolf Kühn

pp. 29-38

Abstract

Das Bedürfen an Wärme, von dem die Rede war, ist nicht von einer Subjektivität zu trennen, die diese Lebensnotwendigkeit des Sich-wärmen-müssens erleidet. Im Erleiden ist phänomenologisch — wie groß auch immer der empirische Schmerz sein mag, und damit die Möglichkeit seines Differierens, Aushaltens und Beendigens — das Sich-erleiden der Subjektivität mitgegeben, die das innere Erscheinungswesen des Lebens ausmacht. Tritt nun mit diesem inneren Pathos eine Zeitlichkeit im transzendenten Sinne auf, weil das Leid und der Schmerz als solche, das heißt: auch das unerfüllte Verlangen als Mangel, eine Pro-testation des Ego hervorrufen, die das "Sein" des Schmerzes in ein "Sein-sollen" von etwas Anderem verwandeln möchte?5 Damit wäre die lebensphänomenologische Grundeidetik erschüttert, daß Sich-erleiden und Sich-erfreuen nicht nur derselben Affektivität angehören, sondern in ihrem notwendigen Übergang ineinander sich je auch dieselbe Historialität des absoluten Lebens in seinem "Werden" als Passivität fortzeugt. Der Ausschluß mundaner Temporalität ergibt sich prinzipiell aus der Tatsache, daß im Transzendenzakt des Bewußtseins zwei Sachverhalte meist miteinander verwechselt werden: die Errichtung des ekstatischen Zeithorizonts und die Entgegennahme dieses Horizonts in jeglichem Transzendenzakt.

Publication details

Published in:

Kühn Rolf (1996) Leben als Bedürfen: Eine lebensphänomenologische Analyse zu Kultur und Wirtschaft. Heidelberg, Physica.

Pages: 29-38

DOI: 10.1007/978-3-642-61208-4_2

Full citation:

Kühn Rolf (1996) Ethos als Protest und Zeitlichkeit, In: Leben als Bedürfen, Heidelberg, Physica, 29–38.