Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

220972

Idealismus

Mathias Mayer

pp. 210-218

Abstract

Der 16. Februar 1759 nimmt in der Ideengeschichte einen prominenten Platz ein: Lessing veröffentlichte den 17. seiner Briefe, die neueste Literatur betreffend, mit dem er gegen die Bedeutung Gottscheds für das Theater Einspruch erhob und mit einem Szenenausschnitt seines eigenen Faust-Dramas einen lange verleumdeten, in den Untergrund des Rationalismus verbannten Ketzer wieder ins Gespräch brachte (Lessing WuB, 4, 499–501). Wie Lessing einige Jahre später bei der Verteidigung, der »Rettung« eines mittelalterlichen Autors, des Berengar aus Tours, schrieb, hat sogar das »Ding, was man Ketzer nennt, [...] eine sehr gute Seite. Es ist ein Mensch, der mit seinen eigenen Augen wenigstens [hat] sehen wollen« (ebd., 7, 15). Auch wenn dann zwischen Ketzer und »Zaubrer, Magus, Teufelsbanner« (ebd.) differenziert wird – Lessings Plädoyer für die Autopsie und den Aufbruch aus der verbürgten Überlieferung hat es ermöglicht, dass eine verdächtige Gestalt wie Faust als Referenz aufklärerischen Denkens zumindest wieder geprüft werden konnte: »An allen Glaubenslehren und Lebenspflichten zweifle in deinem Leben wenigstens einmal«, zitiert Lessing in gut cartesischer Tradition in Rettung des Inepti Religiosi, veröffentlicht 1754 (ebd., 3, 230).

Publication details

Published in:

Rohde Carsten, Valk Thorsten, Mayer Mathias (2018) Faust-Handbuch: Konstellationen – Diskurse – Medien. Stuttgart, Metzler.

Pages: 210-218

DOI: 10.1007/978-3-476-05363-3_25

Full citation:

Mayer Mathias (2018) „Idealismus“, In: C. Rohde, T. Valk & M. Mayer (Hrsg.), Faust-Handbuch, Stuttgart, Metzler, 210–218.