Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

220857

Die Zeit heilt alle Wunden?

Erinnern und Vergessen im Kontext soziologischer Trauerforschung

Nina R. Jakoby

pp. 183-197

Abstract

Vergessen kann als Element des medizinischen und psychiatrischen Diskurses über Trauer angesehen werden, der eine Loslösung von den Verstorbenen, das Verblassen von Erinnerungen und die Bewältigung des Verlustes impliziert. Erinnern stellt das soziologisch inspirierte Gegenmodell dar, wie es sich beispielsweise im Konzept der "Continuing Bonds' manifestiert. Das aktive Weiterführen der Beziehung zu den Verstorbenen sowie fortlaufende Kommunikation über die Toten sind Kennzeichen dieser neuen Perspektive auf Trauer. In diesem Zusammenhang werden virtuelle Friedhöfe und Web Memorials als digitale Medien für eine aktive Erinnerungsarbeit betrachtet. Vor dem Hintergrund der interaktionistischen Emotionssoziologie können Erinnern und Vergessen als Gefühlsregeln interpretiert werden. Die normative Bevorzugung des Erinnerns führt jedoch dazu, dass das Recht auf Vergessen von Verstorbenen im aktuellen Diskurs über das Erinnern der Toten ausgeblendet wird.

Publication details

Published in:

Dimbath Oliver, Heinlein Michael (2014) Die Sozialität des Erinnerns: Beiträge zur Arbeit an einer Theorie des sozialen Gedächtnisses. Dordrecht, Springer.

Pages: 183-197

DOI: 10.1007/978-3-658-03470-2_10

Full citation:

Jakoby Nina R. (2014) „Die Zeit heilt alle Wunden?: Erinnern und Vergessen im Kontext soziologischer Trauerforschung“, In: O. Dimbath & M. Heinlein (Hrsg.), Die Sozialität des Erinnerns, Dordrecht, Springer, 183–197.