Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

218563

Sinneserfahrung in virtueller Realität

Manuela Pietraß

pp. 23-46

Abstract

Mit der Möglichkeit, sich einen digitalen "Körper" im Internet zuzulegen, scheint der geistig vermittelte Weltzugang des Menschen zu seinem evolutiven Höhepunkt gekommen zu sein. Bildlich umschrieben wird die Entbindung aus der materiellen Umwelt mit der Metapher der "Gehirne im Tank". Der Mensch materialisiert sich dabei als Gehirn in der res cogitans, ähnlich wie die Menschen-Embryonen in der Cyberwelt der "Matrix", jener digitalen Wirklichkeit, die im gleichnamigen Film (Lawrence und Andrew Wachowski 1999) für das gehalten wird, was wir gemeinhin als "Wirklichkeit" bezeichnen. Wirklichkeitserfahrung wird dort insofern von "Gehirnen im Tank" vollzogen, als es nicht der Mensch mit seinem Körper ist, der in der Matrix agiert, sondern lediglich sein Bewusstsein, dessen Wahrnehmungseindrücke allein in der Matrix entstehen und als real erscheinen. Die Matrix selbst besitzt keine Schnittstelle zur Realität, die Embryonen kein Bewusstsein ihrer selbst. Ihr Körpererleben ist das eines sich selbst fühlenden Avatars, ihres virtuellen Stellvertreters in der Matrix. Die reale Existenz in den gebärmutterartigen Hüllen bleibt unbewusst.

Publication details

Published in:

Pietraß Manuela, Funiok Rüdiger (2010) Mensch und Medien: Philosophische und sozialwissenschaftliche Perspektiven. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 23-46

DOI: 10.1007/978-3-531-92244-7_2

Full citation:

Pietraß Manuela (2010) „Sinneserfahrung in virtueller Realität“, In: M. Pietraß & R. Funiok (Hrsg.), Mensch und Medien, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 23–46.