Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

218329

Wahrnehmende Geschichtlichkeit, Kollektives Gedächtnis und historisches Wissen

Burkhard Liebsch(Hermann-Schmitz-Forschungsstelle, University College Cork)

pp. 255-283

Abstract

Geschichtliche Erfahrung machen wir immer dann, das ist meine freilich anfechtbare Voraussetzung, wenn Erfahrungen und Erwartungen auseinandertreten. Weder eine Erwartung, die keine mögliche Erfahrung mehr vorzeichnet (Husserl) und am Ende in einem endlosen Warten ohne Erwartetes verdorrt, wie es Blanchot beschreibt,1 noch eine ganz »erfüllte« Erfahrung, die auf nichts jenseits ihrer selbst zu Erwartendes verwiese, wäre folglich als »geschichtlich« zu verstehen. Nicht das Eintreten des Erwarteten und ungestörtes Sichfortschreiben bisheriger Erfahrung bestimmt, so gesehen, unsere Geschichtlichkeit, sondern vor allem das unerwartet Eintretende, das uns zu Revisionen unserer Erfahrung zwingt. Hier ist eine offene Dialektik im Spiel, die analog im Auseinandertreten kollektiver Erfahrungsräume und Erwartungshorizonte nachzuweisen ist, darauf Koselleck in seinen metahistorischen Reflexionen der Erkenntnis der »Zeitlichkeit von Geschichte« aufmerksam gemacht hat.2

Publication details

Published in:

Platt Kristin, Dabag Mihran (1995) Generation und Gedächtnis: Erinnerungen und Kollektive Identitäten. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 255-283

DOI: 10.1007/978-3-322-95972-0_11

Full citation:

Liebsch Burkhard (1995) „Wahrnehmende Geschichtlichkeit, Kollektives Gedächtnis und historisches Wissen“, In: K. Platt & M. Dabag (Hrsg.), Generation und Gedächtnis, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 255–283.