Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

218192

Geschmack (goût)

Sophia Prinz

pp. 104-110

Abstract

Der neuzeitliche Geschmacksbegriff, der sich in Europa als Bezeichnung eines besonderen ästhetischen Vermögens gegen Mitte des 17. Jahrhunderts etablierte, fand zunächst als Kategorie guten Lebens in moralpädagogischen Schriften der höfischen *Kultur Eingang, deren Vorstellung einer angemessenen Lebensführung die Fähigkeit einschloss, durch den unmittelbaren sinnlichen Eindruck das Schöne vom Hässlichen unterscheiden zu können. Der »Geschmack für das Schöne« bezeichnete jedoch nicht nur eine spezifische Kulturpraktik, sondern war zudem ein zentraler Begriff der sich zeitgleich entwickelnden philosophischen Ästhetik. In seiner soziologischen *Kritik des philosophischen Geschmacksbegriffs hat sich Bourdieu vor allem auf Immanuel Kants Kritik der Urteilskraft (1790; fortan KdU) bezogen, die einen der wichtigsten Grundsteine für die moderne Ästhetik legte. Um die *Autonomie der ästhetischen Erfahrung gegenüber der Erkenntnis und der Moral zu begründen, unterscheidet Kant vier »Momente« des Geschmacksurteils, darunter das »interesselose Wohlgefallen«, das lediglich auf dem formalen »freien Spiel der Erkenntniskräfte« beruht und sich dadurch von dem materialen Interesse am Genuss des »Angenehmen« unterscheidet (KdU §§ 1–7).

Publication details

Published in:

Fröhlich Gerhard, Rehbein Boike (2014) Bourdieu-Handbuch: Leben — Werk — Wirkung. Stuttgart, Metzler.

Pages: 104-110

DOI: 10.1007/978-3-476-01379-8_22

Full citation:

Prinz Sophia (2014) „Geschmack (goût)“, In: G. Fröhlich & B. Rehbein (Hrsg.), Bourdieu-Handbuch, Stuttgart, Metzler, 104–110.