Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

215392

Der gefährdete Alltag. Oder

Wie "Aktenzeichen XY … ungelöst" die Welt sieht

Jan Pinseler

pp. 73-88

Abstract

Als eine der ältesten Sendungen im deutschen Fernsehen zeigt uns Aktenzeichen XY … ungelöst seit über vierzig Jahren unaufgeklärte Verbrechen. Doch bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass Aktenzeichen XY … ungelöst nicht nur Bilder von Kriminalität ins Fernsehen bringt, sondern vielmehr bundesdeutschen Alltag vorführt. Nur scheinbar steht das Verbrechen allein im Vordergrund der Darstellungen. Vielmehr sind die Filme, die Aktenzeichen XY … ungelöst zeigt, von Darstellungen alltäglicher Lebenswelt durchzogen. In diese dringt das Verbrechen ein, diese zerstört es oder bringt es zumindest durcheinander. Doch welcher Art ist der Alltag, der hier gezeichnet wird? Und an welche Vorstellungen von Alltag wird bei den Zuschauerinnen und Zuschauern angeknüpft? Welche werden mit Authentizität versehen und welche werden abgewertet? Darstellungen von Verbrechen in Aktenzeichen XY … ungelöst können kaum als Abbildungen von Wirklichkeit verstanden werden, sie sind vielmehr spezifische Inszenierungen tatsächlich stattgefundener ungelöster Kriminalfälle. Sie erscheinen jedoch als authentisch, weil dieser Eindruck mit Hilfe einer Vielzahl von Techniken der Authentizitätsherstellung hervorgerufen wird und weil der Verweis auf die Realität des tatsächlichen Verbrechens, des dadurch hervorgebrachten Leides der Opfer von den Zuschauerinnen und Zuschauern kaum ignoriert werden kann.

Publication details

Published in:

Thomas Tanja, Peil Corinna, Röser Jutta (2010) Alltag in den Medien – Medien im Alltag. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 73-88

DOI: 10.1007/978-3-531-91949-2_4

Full citation:

Pinseler Jan (2010) „Der gefährdete Alltag. Oder: Wie "Aktenzeichen XY … ungelöst" die Welt sieht“, In: T. Thomas, C. Peil & J. Röser (Hrsg.), Alltag in den Medien – Medien im Alltag, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 73–88.