Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

215302

Michael Hardt & Antonio Negri

Kulturrevolution durch Multitudo

Manfred Lauermann

pp. 409-421

Abstract

Es sah eine lange Zeit nach 1990 so aus, als ob der Marxismus sein – wie viele meinten – verdientes Ende gefunden hätte, nach dem ziemlich langweiligen Ende des realen Sozialismus und dem, daran gemessen, umso spannenderen Siegeszug der Postmoderne: Verschwand die Geschichte der Aufstände, des Widerstands, der Proteste im Eisschrank (vgl. Baudrillard 1994)? Plötzlich machte ein Gerücht die Runde: Der italienische Revolutionär Antonio/Toni Negri habe mit einem amerikanischen Literaturprofessor namens Hardt ein Buch bei Harvard veröffentlicht, von dem der alerte Marxist Fredric Jameson meint, es sei die erste theoretische Synthese, welche materialistisch die Anti-Globalisierungskämpfe interpretieren würde. Nunmehr liegen die Bedingungen für diese theoretische Innovation offen zu Tage. Das Realgespenst des Sozialismus hatte sich ohne jeden Versuch der Gegenwehr, ja nicht einmal geängstigt durch eine Konterrevolution verabschiedet: Goodbye Mr. Socialism (Negri 2009)! Der Raum für das Neudenken eines Marxismus des 21. Jahrhunderts war befreit, jenen als Erste betreten zu haben, mit Mut und Fantasie, nicht zuletzt mit Frechheit und Optimismus, ist das Verdienst von Hardt/Negri. Dass viele diese Form einer theoretischen Kulturrevolution verunsichert, und sie durch eine Reduktion von Komplexität reagieren – durch Regression auf Marx, auf den Marxismus des 19. Jahrhundert, – ist nachvollziehbar.

Publication details

Published in:

Moebius Stephan, Quadflieg Dirk (2011) Kultur: Theorien der Gegenwart. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 409-421

DOI: 10.1007/978-3-531-92056-6_34

Full citation:

Lauermann Manfred (2011) „Michael Hardt & Antonio Negri: Kulturrevolution durch Multitudo“, In: S. Moebius & D. Quadflieg (Hrsg.), Kultur, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 409–421.