1987 schrieb die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung einen Essay-Wettbewerb aus, dessen Preisaufgabe »Hat Literatur die Kritik nötig?« auf einen komplexen Problemhorizont referierte: Neben der theoretischen Legitimation von Kritik stehen nämlich sowohl ihre historische und aktuelle Stellung (und eine eventuelle Neubestimmung) zur Debatte als auch die prekäre Frage nach ihrem Verhältnis zur Literaturwissenschaft. Der Wettbewerb nahm damit eine seit den frühen siebziger Jahren angefangene Diskussion um die in Deutschland bestehende Kluft zwischen Kritik und Literaturwissenschaft auf, als deren Konsequenz erstere auf die Rolle einer marktstrategischen Vermittlerfunktion zwischen Verlag und Leserschaft reduziert wurde, während die akademische Literaturwissenschaft den Anschluß an die gesellschaftliche Praxis offenbar verpaßt hatte.