Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

208744

Gründungstexte der Literaturkomparatistik

Keyvan SarkhoshPaul FerstlDaniel Syrovy

pp. 285-293

Abstract

Johann Gottfried Herder gilt gemeinhin als kanonischer Vorläufer der Komparatistik (für eine Übersicht vgl. Banús 1996, 317–389), erscheint er doch als maßgeblicher Wegbereiter eines Weltliteratur-Begriffs und in seinem humanistischen Ethos als Gewährsmann für eine interkulturelle Literaturwissenschaft (→ C 11; → D 13). Mit seiner ursprünglich 1778 an der Bairischen Akademie der Wissenschaften eingereichten Preisschrift tritt Herder auch als Verfasser eines protokomparatistischen Essays zutage, in dem er sich um eine Neubestimmung des Verhältnisses von Ethik und Ästhetik bemüht; seine Schrift ist damit eine implizite Antwort auf Rousseau, der daran zweifelt, dass die Kunst den Menschen sittlich verbessern könne, da sie ihn von seiner ursprünglichen Natur entfremde. Herder indes führt die in die Krise geratene aufklärerische Wirkungspoetik und Rousseau s Naturkonzept zusammen: Die Poesie sei das älteste und wirksamste Mittel »zur Lehre, zum Unterricht, zur Bildung der Sitten für Menschen« gewesen (Herder 1994, 151); in ihr wirke vermittels der Empfindung die Natur auf den Menschen. Doch je mehr Kunstfertigkeit an die Stelle der Natur trete, erlösche die wahre Poesie und werde zu einer lügnerischen.

Publication details

Published in:

Zymner Rüdiger, Hölter Achim (2013) Handbuch Komparatistik: Theorien, Arbeitsfelder, Wissenspraxis. Stuttgart, Metzler.

Pages: 285-293

DOI: 10.1007/978-3-476-05307-7_7

Full citation:

Sarkhosh Keyvan, Ferstl Paul, Syrovy Daniel (2013) „Gründungstexte der Literaturkomparatistik“, In: R. Zymner & A. Hölter (Hrsg.), Handbuch Komparatistik, Stuttgart, Metzler, 285–293.