Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

199300

Handlungsabstraktion und Differenzierung

Joachim Renn

pp. 93-111

Abstract

Die moderne Gesellschaft lässt sich auf viele Weisen charakterisieren; auf eine allgemeine Zustimmung können im Feld der konkurrierenden Auffassungen allerdings nur wenige Merkmalsangaben zählen. Zu diesen gehört die Annahme unerhörter Komplexität. Was unter "Komplexität" genau zu verstehen ist, lässt sich erneut kontrovers besprechen. Eines aber wird man festhalten dürfen: die Verbindung aus multiplen Abhängigkeiten und mannigfaltigen Grenzziehungen zwischen hochgradig differenzierten Teilkontexten – als sehr abstrakte Bestimmung der "Weltgesellschaft" (Münch 1998; Stichweh 2000) – setzt Gewissheiten der soziologischen Handlungstheorie unter Druck. Dass gesellschaftliche Ordnung und Koordination die Folge und das rationale Ziel intentionalen Handelns sein könnten oder sollten, erscheint weniger als triftige empirische Beschreibung, denn als soziale Konvention – als das Desiderat von Perspektiven, die im Zuge einer notwendigen Reduktion von Komplexität sich ein zu einfaches Bild von den Pflichten und Chancen handelnder Personen zur rationalen Gestaltung "ihrer" Gesellschaft machen (Renn 2010). Steuerungskrisen und die zunehmende Relevanz von nicht intendierten Nebenfolgen (Beck 1996) bestätigen diejenigen Traditionen der Soziologie der Moderne, die in den Momenten der Verselbständigung sozialer Ordnungen oder Institutionen gegenüber den Zielen personaler Akteure das Hauptmerkmal nicht nur moderner Gesellschaft sondern sozialer Ordnung überhaupt gesehen haben (Durkheim 1992; Münch 1984).

Publication details

Published in:

Schwinn Thomas, Kroneberg Clemens, Greve Jens (2011) Soziale Differenzierung: Handlungstheoretische Zugänge in der Diskussion. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 93-111

DOI: 10.1007/978-3-531-93143-2_5

Full citation:

Renn Joachim (2011) „Handlungsabstraktion und Differenzierung“, In: T. Schwinn, C. Kroneberg & J. Greve (Hrsg.), Soziale Differenzierung, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 93–111.