Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

198277

Sprechakttheoretische Erläuterungen zum Begriff der kommunikativen Rationalität

Jürgen Habermas

pp. 258-287

Abstract

Gegen meinen Versuch, den Begriff der Rationalität am Leitfaden der Begründ-barkeit und Kritisierbarkeit von Äußerungen zu analysieren und damit der in der Argumentationspraxis verkörperten Verfahrensrationalität eine Schlüsselstellung einzuräumen, hat Herbert Schnädelbach einen ernstzunehmenden Einwand vorgebracht. Daß alle rationalen Äußerungen, so meint er, "prinzipiell auf Rückfragen hin verteidigt werden können (in argumentativer Anknüpfung an ihre sprachliche Darstellungsweise), kann man zugestehen; aber damit ist nicht gesagt, daß das, woran die Argumentation anknüpft, selbst die Form der Argumentation aufweisen müßte, um als rational gelten zu können; argumentative oder diskursive Rationalität (Habermas) ist eben nur ein Teilbereich. Die Fixierung an das Begründungsmodell von Rationalität verführt dazu, alles solange für irrational zu halten, wie es nicht vollständig argumentativ oder diskursiv eingelöst ist — und damit wäre das Feld des Irrationalen ins geradezu Gigantische ausgeweitet. Rational ist auch das Vermögen der Realitätsprüfung (Freud), des Lernens aus Fehlern und Irrtümern (Popper), des Problemlösens in rückgekoppelten Handlungszusammenhängen (Gehlen), der zweckorientierten Mittelwahl (M. Weber) — viele andere prominente Muster ließen sich anfügen; die genannten gehen im Schema ,Begründung" oder ,diskursive Einlösung von Geltungsansprüchen" (Habermas) einfach nicht auf".1

Publication details

Published in:

Preyer Gerhard, Ulkan Maria, Ulfig Alexander (1997) Intention — Bedeutung — Kommunikation: Kognitive und Handlungstheoretische Grundlagen der Sprachtheorie. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 258-287

DOI: 10.1007/978-3-322-89582-0_14

Full citation:

Habermas Jürgen (1997) „Sprechakttheoretische Erläuterungen zum Begriff der kommunikativen Rationalität“, In: G. Preyer, M. Ulkan & A. Ulfig (Hrsg.), Intention — Bedeutung — Kommunikation, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 258–287.