Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

197759

Der (in)kompetente Kinderkörper

Marion Ott

pp. 229-247

Abstract

In den vielseitigen sozialwissenschaftlichen Bezugnahmen auf den Körper ist der ‚Kinderkörper" soziologisch bislang vergleichsweise unerforscht (vgl. dazu Hengst/ Kelle 2003a). Die Körper von Kindern sind dagegen durchaus Gegenstand epidemiologischer, medizinischer, entwicklungspsychologischer und pädago gischer Beobachtung und Bearbeitung im Sinne der jeweiligen disziplinären Wissensordnungen und -bestände. Interdisziplinär geht es um Körper, die sich entwickeln, und die normale, gestörte oder riskante Entwicklung steht im Fokus der Beobachtungen. Analog zu einer in Gesundheitsberichten dokumentierten Zunahme von Entwicklungsstörungen in den letzten Jahren nehmen auch institutionalisierte Formen der Beobachtung kindlicher Entwicklung unter staatlicher Regulierung zu. Auf Prävention von Störungen und Förderung von Entwicklung zielende Strategien sind beispielsweise (in einzelnen Bundesländern) immer weiter vorverlegte dia gnostische Einschulungsverfahren, fl ächendeckende Sprachstandserhebungen (Kelle 2010a), aber auch die Einrichtung von "Frühwarnsystemen" zur Erfassung von riskanten (familiären) Entwicklungsbedingungen, die durch Vernetzung verschiedener Maßnahmen der "frühen Hilfe" entstehen (BMFSFJ 2009). Es nehmen also nicht einfach die Entwicklungsstörungen zu, sondern vor allem auch die Formen der Beobachtung der kindlichen Entwicklung und mittels der Erfassungs- und Beobachtungstechniken wird das Wissen über die kindliche (Körper-)Entwicklung wissenschaftlich spezifi ziert und institutionell vernetzt.

Publication details

Published in:

Keller Reiner, Meuser Michael (2011) Körperwissen. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 229-247

DOI: 10.1007/978-3-531-92719-0_11

Full citation:

Ott Marion (2011) „Der (in)kompetente Kinderkörper“, In: R. Keller & M. Meuser (Hrsg.), Körperwissen, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 229–247.