Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

182504

Der Mensch als fragendes Wesen

H. Scheller

pp. 285-288

Abstract

Erwin Straus hat in einer seiner Arbeiten den Menschen als ein Wesen zu interpretieren versucht, das seiner Natur nach ein Fragendes sei. Wenn in der betreffenden Betrachtung auch mehr die besondere Situation des Fragenden wie des Befragten herausgestellt wird, so hat er damit doch ein Thema angeschlagen, das nicht nur für die »Psychologie der menschlichen Welt« von Bedeutung ist. Brachte hier erst die psychologische Erhellung in das Wesen des Fragens einiges Licht, so möchten wir an dieser Stelle versuchen, in wenigen Gedankengängen anzudeuten, in welcher Weise solche Erkenntnis auch für die Psycho-Pathologie nutzbar gemacht werden und von zentraler Bedeutung sein könne. Daß der Mensch von Kindheit an fragt, daß er, und dies um so mehr, je mehr er teilhat am menschlichen Geist, als Fragender sich seine Welt aufbaut, als Fragender sich selbst aber auch in Frage stellen kann, erscheint selbstverständlich. Vielleicht hängt es damit zusammen, daß man einem so erstaunlichen Phänomen, wie dem, daß dies alles in Krankheitszuständen verlorengehen kann, in der Psychopathologie nur wenig oder gar keine Bedeutung geschenkt hat. Erst die neuere Anthropologie, auch die Verhaltensforschung haben in der Besinnung darauf, was den Menschen in seiner Sonderstellung gegenüber der Tierwelt auszeichnet, gerade das reflektierende Denken, insbesondere den Akt der Selbstreflektion, als Möglichkeit des Menschen hervorgehoben, die ganz eigentlich sein Wesen kennzeichnet. Schon Herder war, wie allgemein bekannt, aber lange vergessen, ein Vorläufer auf diesem Wege.

Publication details

Published in:

Baeyer Waltervon, Griffith Richard M. (1966) Conditio humana: Erwin W. Straus on his 75th birthday. Dordrecht, Springer.

Pages: 285-288

DOI: 10.1007/978-3-642-85978-6_20

Full citation:

Scheller H. (1966) „Der Mensch als fragendes Wesen“, In: W. Baeyer & R. M. Griffith (Hrsg.), Conditio humana, Dordrecht, Springer, 285–288.