Metodo

International Studies in Phenomenology and Philosophy

Book | Chapter

182501

Der Preis eines menschlichen Lebens

Eugène Minkowski

pp. 241-254

Abstract

Es handelt sich selbstverständlich hier nicht um den Schadenersatz, zu dem sich der Schuldige eines tödlichen Unfalls verurteilt sieht. Und auch nicht um die Preise, die in den Auslagen der Läden zu sehen sind. Ein menschliches Leben läßt sich überhaupt nicht ausmünzen. Es hat keinen Preis und es ist bemerkenswert, daß diese grammatikalisch negative Behauptung zugleich eine kategorische Bestätigung ist. In dieser Hinsicht muß ein Unterschied zwischen »einen übermäßig hohen Preis haben« und »keinen Preis haben« gemacht werden. Einen übermäßig hohen Preis haben heißt »sehr teuer«, unerreichbar für einen mittleren Geldbeutel und selbst für eine noch bessere Börse; der Preis weist uns zurück, er zwingt uns, auf den Gegenstand, den wir gerne erwerben möchten, zu verzichten. »Keinen Preis haben« bedeutet »unschätzbar«; keine Zahl ist dem fraglichen Gegenstand angemessen. Das betrifft z. B. Kunstwerke, die tatsächlich unschätzbar sind. Trotzdem kann man dazu gebracht werden, sie unter bestimmten Umständen zu schätzen, etwa wenn man sie im Hinblick auf einen Transport in ein fernes Land versichert, wie es in unseren Tagen üblich ist. Keine Zahl, so hoch sie auch sei, vertritt den Wert dieses Gegenstandes und gleicht seinen Verlust bei Zerstörung oder ihm zugefügter wesentlicher Beschädigung wieder aus: es sind unschätzbare Verluste.

Publication details

Published in:

Baeyer Waltervon, Griffith Richard M. (1966) Conditio humana: Erwin W. Straus on his 75th birthday. Dordrecht, Springer.

Pages: 241-254

DOI: 10.1007/978-3-642-85978-6_17

Full citation:

Minkowski Eugène (1966) „Der Preis eines menschlichen Lebens“, In: W. Baeyer & R. M. Griffith (Hrsg.), Conditio humana, Dordrecht, Springer, 241–254.