Book
Von der historischen Erfahrung
Abstract
Der Essay von Frank R. Ankersmit, Professor für Geschichtsphilosophie in Groningen, erschien im niederländischen Original bereits 1993. Er beginnt mit einer Kritik an der deutschen Hermeneutik in der Tradition von Wilhelm Dilthey und Hans-Georg Gadamer. Ankersmit glaubt, ein grundlegendes Defizit der an der Hermeneutik geschulten Geschichtswissenschaft ausfindig gemacht zu haben. Diese mache das Erfahrungswissen des Historikers und nicht die Erfahrung der Vergangenheit selbst zur Grundlage ihrer Reflexionen. Noch in Gadamers wegweisendem Buch „Wahrheit und Methode“ aus dem Jahr 1960 sieht er eine Historisierung der historischen Erfahrung aufscheinen, die die historische Erfahrung ihrer Unmittelbarkeit beraubt, weil Vergangenheit in Gadamers Leasart zwar Spuren hinterlasse, selbst jedoch keine Berührungspunkte mehr mit der Gegenwart aufweise. Dagegen betont Ankersmit mit dem niederländischen Kulturhistoriker Johan Huizinga die Bedeutung des unmittelbaren Kontakts mit der Vergangenheit. Er nennt diesen Kontakt Authentizität. Er ermögliche, dass die historische Erfahrung die eigene Existenz plötzlich durchbreche, indem man förmlich von der Vergangenheit überrumpelt wird und bereit ist, alle Kontexte, auf die die Hermeneutik so großen Wert legt, zu opfern. Der zeitliche Abstand zwischen Gestern und Heute löse sich auf, wobei die einzelne historische Erfahrung singulär, nicht wiederholbar sei.
Publication details
Publisher: Matthes & Seitz
Place: Berlin
Year: 2012
Pages: 160
ISBN (hardback): 9783882212914
Full citation:
Ankersmit Franklin (2012) Von der historischen Erfahrung. Berlin, Matthes & Seitz.